Mila weiß es noch nicht, aber bald geht’s nach Hause. Friedlich schlummernd liegt das kleine Mädchen, das Mitte Oktober einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin als Frühchen zur Welt kam, auf der Kinderintensiv- und Frühgeborenenstation des Klinikums in den Armen seiner Mutter. Beiden geht es gut, doch vor vier Wochen sah das noch anders aus. Als sich Nadine Schneiders Zustand plötzlich akut verschlechterte, wurde der Entschluss gefasst, das Baby sofort per Kaiserschnitt zu entbinden.
Die Frühchenstation kannte die inzwischen dreifache Mutter aus Helpt bei Woldegk bereits. Auch ihre achtjährigen Zwillinge waren Frühchen. Während ihres jetzigen Aufenthalts konnte sie dieser Tage beobachten, wie die Station mit lila Luftballons, Lampions und bedruckten Babybodies an der Decke geschmückt wird. Denn anlässlich des Weltfrühgeborenentages am 17. November wollen die Mitarbeiter ein Zeichen für die Allerkleinsten setzen und auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Das wird auch von außen sichtbar sein, denn die Kinderklinik wird ab Einbruch der Dunkelheit lila angestrahlt. Zum Frühchentreffen lädt die Station im kommenden Jahr wieder ein. Bisher sind in diesem Jahr in Neubrandenburg knapp 80 Frühchen behandelt worden.
Mila wog bei der Geburt 1660 Gramm. Dadurch stand die Entbindung in Neubrandenburg nicht in Frage. Dagegen dürfen Extremfrühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm aufgrund der aktuellen Mindestmengenregelung seit Jahresbeginn hier nur noch im Notfall zu Welt kommen – fünf Mal war das in diesem Jahr bisher der Fall. Der Bundestag hat im Oktober beschlossen, dass sich die Bundesregierung mit den Mindestmengen und möglichen Ausnahmeregelungen aufgrund einer Petition aus Neubrandenburg erneut befassen muss. Für die Ärzte und Pflegekräfte der Station besteht kein Zweifel, dass die kleinen Frühgeborenen bei ihnen bestens aufgehoben sind. Strukturell, technisch und fachlich sind alle Voraussetzungen gegeben. Gerade haben wieder drei Kinderkrankenschwestern der Station die Fachweiterbildung Neonatologische und pädiatrische Intensivpflege und Anästhesie erfolgreich abgeschlossen.
„Ich bin froh, dass wir hierher nach Neubrandenburg konnten und nicht nach Greifswald oder noch weiter fahren mussten“, sagt Nadine Schneider. Da ihr Mann sehr unregelmäßige Arbeitszeiten hat, fährt sie jeden Morgen ins Klinikum, sobald ihre achtjährigen Zwillinge auf dem Weg zur Schule sind, und nachmittags zurück.