Die Teddybären-Sprechstunde

Unter Anleitung von Schwester Daniela wird das Schäfchen "operiert".

Wie nimmt man Mädchen und Jungen die Angst vor den weißen Kitteln der Ärzte? In der Neubrandenburger Kinderklinik hat man dagegen eine wunderbare Medizin.

NEUBRANDENBURG (H. Nieswandt). „Damit kann man Herz, Lunge und Hüften abhören“, antwortet Leonie auf die Frage von Schwester Irina: „Wozu wird ein Stethoskop gebraucht?“ Leonie gehört zu der Vorschulkindergruppe aus der Kita „Adlerhorst“, die am Freitag in die „Teddybären-Sprechstunde“ im Neubrandenburger Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum kam. Diese ganz besondere Sprechstunde im Zentrum für Kinderund Jugendmedizin gibt es immer im Frühling einmal im Jahr.

Die Erzieherin Margit Behrndt führte ihre Adlerhorst-Kinder von Station zu Station in der Klinik. Sie freute sich genauso wie die Kinder, dass sie diese besondere Sprechstunde besuchen durfte. Denn die Nachfrage danach ist sehr groß. Darum muss Bereichspflegedienstleiterin Ines Schwemer, die alles organisiert, dafür sorgen, dass jede Kindereinrichtung einmal drankommt. In diesem Jahr waren es insgesamt 40 Kinder aus den Kitas „Adlerhorst“ und „Morgenstern“.

Inzwischen sind die Adlerhorst-Kinder in der Station Teddy-OP. In diesem Fall muss ein Schäfchen unter das Messer. Die Kinder brachten das kranke Tier mit, es hatte nassen Klee gefressen – und das bekommt Stoffschafen verdammt schlecht. Wegen der Schmerzen bat Maria daher auch ganz dringend darum, die Operation „mit Einschläferung zu machen“. Schwester Daniela, die die Operation leitete, wusste ganz genau, dass Maria Narkose meint.

Ansonsten fielen die Mädchen und Jungen aus der Adlerhorst-Kita, die sich im Vogelviertel befindet, durch ihr erstaunliches Vorwissen auf. Margit Behrndt lüftete das Geheimnis: „Bei uns lief gerade das Projekt ,In die Klinik geschaut‘.“ Sechs Wochen lang beschäftigten sich die Kinder mit den Berufen, die es dort gibt, mit den unterschiedlichen Stationen einschließlich Küche und Technik. Und eine Woche lang wurde die Erste Hilfe trainiert. Dabei ging es auch darum: Wo kriege ich Hilfe her? Wem sage ich Bescheid? „Und hier im Klinikum finden heute praktisch Abschluss und Höhepunkt unseres Projektes statt. Das passt doch wunderbar“, freut sich Margit Behrndt.

Nachdem das „Nasse-Gras-Schäfchen“ verarztet war, gingen die „Adlerhorster“ zur Station Monitoring. Das klang gefährlicher als es war – denn dort wurden die Kinder lediglich „vermessen“: Länge, Gewicht, Temperatur, Blutdruck, Herzschlag, innere Geräusche. Und in die Ohren schaute ihnen Schwester Irina auch. Zumindest, um Maria, Leonie, Paco, Jano und Freunden zu zeigen, wie es geht. Denn dann machten die Mädchen und Jungen das alles selbst. Das war so spannend, dass sie fast die Sonnenfinsternis vergaßen, die draußen gerade aufzog.

„Weil unsere Teddybären-Sprechstunde so sehr gefragt ist, bieten wir sie in diesem Jahr schon zum dritten Mal an“, berichtet Ines Schwemer. „Und das Wichtigste ist, dass die Kinder viel erfahren über Klinik, Krankheiten und Ärzte. Dann haben die Mädchen und Jungen viel weniger Angst, wenn es ihnen selbst einmal schlecht geht und sie hier Hilfe brauchen“, sagt Margit Behrndt.

 

Quelle: NK150321